Verbindung zwischen Dorsten-Hervest und Marl wiederhergestellt

Nach 13 Monaten Bauzeit ist es so weit: Die Hervester Brücke (Interimsbrücke) über die Lippe zwischen Dorsten-Hervest und Marl ist wieder für den Verkehr freigegeben.

„Diese Nachricht wird vor allem die Fußgänger und Radfahrer freuen, für die jetzt ein Umweg von 4,5 Kilometern wegfällt“, sagte die stellvertretende Landrätin Nicole Wölke-Neuhaus, die in Vertretung von Landrat Bodo Klimpel gemeinsam mit den Bürgermeistern von Dorsten und Marl, Tobias Stockhoff und Werner Arndt, das symbolische Band durchschnitten und damit die Freigabe offiziell besiegelt hat.

Eine Fahrspur

Ab sofort kann die Brücke wieder in beiden Richtungen befahren werden. Für den Verkehr steht eine Fahrspur zur Verfügung. Wie vor der Sperrung regelt eine Ampelanlage den Verkehr. Da es sich um eine provisorische Brücke handelt, gilt auch weiterhin die Gewichtsbegrenzung von 12 Tonnen sowie eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h. Für den Schwerlastverkehr bleibt die Umfahrung verpflichtend. Ausgenommen von dieser Regelung sind für die Busse der Vestischen sowie Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst.

“Brücke hat wirklich gefehlt”

„Ich möchte die Gelegenheit nutzen und den Mitarbeitern aus der Verwaltung und von den ausführenden Firmen danken, dass sie für alle Herausforderungen, die diese Maßnahme mit sich gebracht hat, immer Lösungen gefunden haben“, so Nicole Wölke-Neuhaus. Werner Arndt ergänzte: „Viele Dinge sind selbstverständlich – bis sie nicht mehr da sind. Die Brücke hier hat wirklich gefehlt. Es sind so schöne Strecken hier im Umfeld, die man wunderbar mit dem Fahrrad fahren kann.“ Tobias Stockhoff bekräftigte das: „Diese Brücke ist insbesondere für Radfahrer und Fußgänger wichtig. Brücken und Straßen sind Lebensadern. Sie verbinden die Orte, an denen wir uns aufhalten. So eine Brücke mitten im Naturschutzgebiet mit höchsten Schutzanforderungen zu bauen, ist gerade in diesen Zeiten eine Herausforderung. Darum gebührt unser Dank der Kreisverwaltung und dem Kreistag, dass sie die Verbindung wiederhergestellt haben.“

Freude bei der Eröffnung der Hervester Brücke über die Lippe

Wie sehr sich die Menschen auf beiden Seiten der Lippe auf die Wiedereröffnung gefreut haben, zeigte sich bei der offiziellen Freigabe. Denn vor der Absperrung hatten sich die ersten schon mit ihren Autos und Fahrrädern versammelt, um direkt über die Brücke zu fahren. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so freuen würde, dass ich über eine Brücke fahren kann“, sagte ein Radfahrer, der den Bau-Fachleuten mit einem strahlenden Lächeln entgegenkam.

Die Interimsbrücke

Die Behelfsbrücke sollte auf den bestehenden Stützen installiert werden. Damit verbunden war die Sperrung der Brücke im Juli 2023, um den Rückbau der alten Brücke durchführen zu können. „In den darauffolgenden Monaten haben wir einige böse Überraschungen erlebt, die uns den Zeitplan für den Aufbau der Interimsbrücke erschwert haben“, sagt Fachdienstleiter Carsten Uhlenbrock. „Schon beim Rückbau wurde deutlich, dass die Pfeiler in einem deutlich schlechteren Zustand waren als vorher erkennbar. Zum Jahreswechsel kam dann auch noch das Hochwasser dazu. Wochenlang konnten wir die Pfeiler überhaupt nicht erreichen“, erinnert sich der Fachdienstleiter.

„Dank des unermüdlichen Einsatzes und vieler kreativer Überlegungen aller Beteiligten haben wir für die Herausforderungen Lösungen gefunden, so dass wir heute die Verbindung zwischen Marl und Hervest wieder freigeben können“, sagt Carsten Uhlenbrock.

Der eigentliche Aufbau der Interimsbrücke begann im Juli. Die Stahlelemente der Brücke wurden angeliefert, nach und nach vor Ort zusammengefügt und in insgesamt fünf so genannten Schüssen vom Marler Ufer Richtung Dorsten geschoben. Verbaut wurden dabei insgesamt 14.000 Teile, davon alleine 12.800 Schrauben und Bolzen.

Große Platten bilden jetzt den Untergrund der Brücke. Sie sind fixiert und speziell gesichert, damit sie eine gute Querung der Lippe bei jeder Wetterlage möglich machen. Für Fußgänger wurde außerdem eine Absturzsicherung installiert. Ergänzend dazu gibt es eine Schutzwand zwischen der Fahrbahn und dem Gehweg.

Insgesamt hat die Brücke ein Eigengewicht von etwa 200 Tonnen. Damit sie in den nächsten Jahren stabil hält, wurden in den Widerlagern und Pfeilern 52 Kubikmeter Stahlbeton verbaut.

Hintergrund zur Lippebrücke

Dass die Lippebrücke umfangreich saniert werden muss, hatte der Kreis im Rahmen einer Hauptprüfung im November 2018 festgestellt. Das Bauwerk wurde mit der Zustandsnote 3,8 bewertet. Den akuten Handlungsgeboten des Gutachters wurde unverzüglich gefolgt, die Lager der Brücken-Nordseite wurden mit Notstapeln gesichert. Durch die engmaschige Kontrolle durch den Kreis und ein erneutes Gutachten zeigte sich jedoch, dass sich der Zustand der Brücke schneller verschlechterte als vom Fachbüro prognostiziert.

Da eine vollständige Sanierung der Brücke nicht möglich war, hat der Kreistag im Juli 2020 die Kreisverwaltung beauftragt, den Ersatzneubau des Brückenbauwerks zu planen und auszuführen. Im September 2021 entschied der Kreistag, dass zunächst eine Behelfsbrücke auf den bestehenden Pfeilern der Brücke bis zu ihrem kompletten Neubau umgesetzt werden soll. Die Bauarbeiten sollten aber frühestens mit Fertigstellung der Lippebrücke in Datteln-Ahsen beginnen, um nicht gleich zwei Lippe-Querungen parallel für den Verkehr zu sperren.

Die Stahlbrücke in Hervest stammte aus dem Jahr 1926 und wurde in den 90er Jahren umfangreich saniert. Die Interimsbrücke soll nun dafür sorgen, dass die Menschen auf beiden Seiten der Lippe bestmöglich von Feuerwehr, Rettungsdienst und der Vestischen erreicht werden können. Damit dies bis zum Bau der neuen Brücke gewährleistet werden kann, bleibt die Strecke für den Schwerlastverkehr gesperrt. Die betrifft große LKW ebenso wie landwirtschaftliche Fahrzeuge, die mehr als 12 Tonnen wiegen.

Quelle: Kreis Recklinghausen

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